spazieren-fliegen

Man fragt mich oft (das wollte ich immer schon mal schreiben), ein warmer Winter ist doch sicher gut für die Bienen. Saukalt und viel Schnee scheint auf den ersten Blick ja doch suboptimal für Insekten. Man kennt die langsam-lethargischen Restfliegen auf dem Balkon oder Marienkäfer, die sich nicht umsonst in irgendwelche Nischen im Fensterrahmen verkriechen.

Und ja, auch mit einem zweiten Blick stimmt die Annahme schon. Sehr lange, kalte Winter können einem Bienenvolk zusetzen. Futterreserven gehen langsam aber sicher zu Ende und die Kotblase kann lange nicht entleert werden. Durch das im Stock-aufs-Klo-gehen-müssen können sich Krankheiten verbreiten.

Aber. Wie so oft ist es nicht so schwarz-weiß. Sehr warme Zwischenphasen führen nämlich dazu, dass die Bienen glauben, ui, warm, vielleicht blüht was. Also lösen sie sich aus der Wintertraube und gehen ein bisschen spazieren-fliegen. Arbeitsam, fleißig und Bereitschaftsdienst-freudig sind die Bienen nämlich quasi 24/7, Sommer wie Winter (nur bei Tageslicht, korrekterweise also eher 12/7). Das bringt aber wenig Futter ein und strengt die Biene an. Wir erinnern uns, eine Winterbiene lebt ja auch deswegen so lange, weil sie nichts macht außer die Königin und das Volk warm zu halten.

Wenn dann die Königin auch noch zum Brüten anfängt, weil die sich auch denkt, je mehr desto besser, gibt‘s noch einen Anstrengungsfaktor mehr: Brutpflege!

Für die chronisch Burn-Out Gefährdeten, ist es also mäßig toll wenn es im Winter zwischendurch warm wird. Bienen fliegen wieder, werden strapaziert, leben dann kürzer und wenn sie Pech haben, sind im echten Frühling keine mehr über. Ich wünsche mir also keinen ewig langen, aber doch konstanten Winter. Vielleicht fliegt das Wunsch-Christkind ja nochmal kurz vorbei.

3 Gedanken zu “spazieren-fliegen

  1. …..das ist ja sehr interessant, müsst ihr etwas füttern, wenn die Königin Eier legt, und kann man das sehen, ob es notwendig ist? Hoffentlich wollen nicht alle spazieren fliegen!? Viel Erfolg! Beobachterin aus Salzburg

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    1. Füttern tut man ab dem Spätherbst nicht mehr, das Futter könnte kristallisieren und die Bienen „nehmen es auch nicht mehr an“, wie das die ImkerInnen so schön nennen. Man will sie eigentlich nicht motivieren im Winter mit der Futtereinlagerung anzufangen. Die Königin versteht recht schnell, dass Eierlegen kontraproduktiv ist.
      Im Herbst kann man durchs Anschauen der Waben und durchs anheben des ganzen Stocks (=Gewichtskontrolle) feststellen wieviel Futterreserven da sind. Lieben Gruß nach Salzburg 🙂

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